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Ich heiße Naqibullah und wurde 1984 im 7. Bezirk der Stadt Kabul geboren. Mein Vater war ein treuer Polizei-Offizier im Innenministerium. Als ich viereinhalb Jahre alt war starb mein Vater einen Märtyrertod. Zu dieser Zeit wohnte ich mit meinem Großvater, meiner Mutter, meinem Bruder und meiner Schwester zusammen. Meine Mutter brachte mich auf eine Schule in der Nähe unseres Hauses. Ich war gerade erst in der dritten Klasse, als im Jahr 1993 die Regierung von Dr. Najibullah zusammen brach. Dies war die Zeit, in der die Mujahedin die Kontrolle über die Hauptstadt Kabul festigten und der Krieg zwischen den unterschiedlichen Parteien der Mujahedin startete. Wir hatten keine andere Möglichkeit, als zu unsere Heimatstadt Tani in Khost zurückzukehren. Sehr bald danach, ist mein Großvater gestorben, der der einzige männliche Unterstützer von uns war. Von nun an lebten wir mit meinem Großonkel (Bruder meiner Großmutter) namens Khazan Gul zusammen. Er ist sehr fleißig und war der beste Lehrer, der mir mit effektivem Unterricht alle Seiten meines Lebens beigebracht hat. Meine Familie befand sich in einem sehr kritischen wirtschaftlichen Zustand und deswegen musste ich zwischen 2 Optionen wählen: Zu Schule gehen oder arbeiten zur Deckung der Familienkosten.  Als ältestes männliches Familienmitglied habe ich mich mit 12 Jahren für die körperliche Arbeit entschieden und somit die Chance auf Schule verloren. Ich habe 8 Jahre lang als Fahrer eines Traktors in der Landwirtschaft gearbeitet. Da meine Körpergröße nicht ausreichte, benutzte ich Kissen, um die Straße sehen zu können. Nach 8 Jahren als Fahrer hat mich einer unserer Verwandten einem Minenräumer vorgestellt. Ich habe zwei Jahre in dieser Firma gearbeitet. Dann habe ich drei Jahre als Metallschweißer bei einer Baufirma gearbeitet. Im Jahr 2009 stellte mir Herr Khazan Gul, einen seiner engen Freunde Dr. Peter Schwittek vor. Daraufhin wurde ich als Fahrer in die Ofarin Institution berufen. Das freundschaftliche Arbeitsumfeld ermutigte mich neben meiner formalen Verantwortung zu studieren. Die OFARIN-Institution bietet allen Mitarbeitern die Möglichkeit, die Lern- und Lehrmethoden in ihren Projekten zu überprüfen und zu bewerten. Ich habe mit ein paar Studenten gearbeitet, um deren Probleme zu lösen. Diese Aktivitäten haben meine Aufmerksamkeit auf das Unterrichten gelenkt. Ich hatte die Hoffnung Lehrer zu werden und mein Wunsch hat sich erfüllt als Dr. Peter Schwittek beschlossen hat, dass ich auch unterrichten dürfe. Jetzt bringt mich die Arbeit mit den armen Schülern zurück in meine Kindheit und ich kann sie tief spüren. Ich bin wirklich froh, mit den Schülern arbeiten und sie unterrichten zu können, die sich unter den Bedingungen befinden, unter denen ich vor Jahren war. Ich denke, unsere Studenten haben mehr Glück als ich, dass sie die Möglichkeit haben, OFARIN zu studieren und zu unterstützen. Jetzt leben wir in einer schönen Familie: Meine Mutter, mein Bruder mit seiner Frau und drei Kindern und ich mit meiner Frau und fünf Kindern. Wir versuchen unseren Kindern eine Möglichkeit auf Bildung zu bieten. Ich denke sie sind glücklich einen Vater/ Onkel zu haben, der sie unterstützt. Vielen Dank für das Lesen meiner Geschichte.

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